Mehrheitsbeteiligung an Kieler Jensen als Einstieg in Kanalsanierungs-Konsolidierung – 600.000 Kilometer alterndes Abwassernetz mit 20 Prozent Sanierungsbedarf treibt Investment-Rationale, Gründer bleibt CEO.
Hannover Finanz erschließt mit der Akquisition von Rohrsanierung Jensen einen bislang Private-Equity-fernen Markt: kommunale Kanalsanierung. Der Investor erwirbt die Mehrheit an dem Kieler Spezialisten für grabenlose Rohrreparatur, Gründer Stefan Jensen bleibt als CEO und Minderheitsgesellschafter operativ verantwortlich. Kaufpreis und exakte Ownership-Struktur bleiben vertraulich. PKF Fasselt lieferte Financial Due Diligence, S&B Strategy Commercial Due Diligence, CMS strukturierte die rechtlichen Aspekte. Das 2010 gegründete Unternehmen aus Brügge bei Kiel operiert mit 110 Mitarbeitern und bedient öffentliche Auftraggeber wie die Hamburger Stadtentwässerung. Jensen demonstrierte bereits M&A-Kapazität durch Integration eines Hamburger Kanal- und Sielbauunternehmens – ein Indikator für Roll-up-Fähigkeit aus Käufersicht.
Robert Pauli, Geschäftsführer bei Hannover Finanz, skizziert die Buy-and-Build-Strategie: Jensen soll als Ankerpunkt für sequenzielle Akquisitionen regionaler Anbieter fungieren. Der Markt weist extreme Fragmentierung auf – hunderte kleinere Betriebe ohne überregionale Präsenz dominieren. Neben horizontaler Expansion plant Hannover Finanz vertikale Integration: Hausanschlusssanierung sowie Kanal- und Sielbau – angrenzende Segmente mit ähnlichem Kundenstamm – sollen erschlossen werden. Diese Diversifikationsstrategie reduziert Abhängigkeit von einzelnen Geschäftsfeldern.
Die Investment-Rationale basiert auf demografischen Infrastrukturdaten: Deutschlands Abwassernetz umfasst circa 600.000 Kilometer Rohrleitungen, ein Drittel davon älter als 50 Jahre. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall beziffert den akuten Sanierungsbedarf auf 20 Prozent dieser Altbestände – eine massive Investitionslücke. Hannover Finanz prognostiziert 5,6 Prozent jährliches Marktwachstum für grabenlose Sanierungstechnologie. Diese Methode minimiert Verkehrsbeeinträchtigungen und Aufgrabungen – ein entscheidender Vorteil in urbanen Räumen. Zusätzlicher Attraktivitätsfaktor: 86 Prozent öffentliche Auftragsquote. Kommunen und Wasserverbände als Hauptkunden bieten langfristige Vertragsperspektiven und geringe Zahlungsausfallrisiken – typische Charakteristika konjunkturunabhängiger Geschäftsmodelle, die PE-Investoren in volatilen Märkten schätzen. Der Deal markiert Hannover Finanz' Debüt im kommunalen Infrastruktur-Segment und demonstriert wachsendes PE-Interesse an bislang mittelstandsdominierten Nischenmärkten mit stabilen Cashflow-Profilen.





