KPMG diagnostiziert Diversitäts-Rückschritt im deutschen Asset Management

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November 10, 2025
10.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Big-Four-Studie mit Fondsfrauen und Uni Mannheim zeigt: Bewerberinnen-Anteil erreicht 38-Prozent-Rekord, aber Einstellungsquote sinkt auf 36 Prozent – KPMG-Partnerin Schmitz fordert Diversität als Wettbewerbsfaktor.

KPMG dokumentiert Hiring-Gap bei Berufseinsteigerinnen

KPMG Deutschland präsentierte gemeinsam mit Fondsfrauen GmbH und Universität Mannheim die fünfte Auflage ihrer Asset-Management-Gender-Studie. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft identifiziert eine paradoxe Entwicklung: Während 2024 erstmals 38 Prozent aller Bewerbungen von Frauen stammten, sank der Anteil tatsächlich eingestellter Berufsanfängerinnen auf 36 Prozent. Die KPMG-Untersuchung "Zeitenwende im Asset Management: Gender Diversity zwischen Fortschritt und neuer Zurückhaltung" dokumentiert stagnierende Verhältnisse über alle Hierarchieebenen: 40 Prozent Gesamtfrauenanteil, 25 Prozent in Führungspositionen, 16 Prozent in Geschäftsführungen. Maren Schmitz, Partnerin Financial Services und Chief Human Resources Officer bei KPMG, sieht die Branche am Scheideweg: "Die Branche steht an einem Punkt, an dem sich entscheidet, wie ernst es ihr mit Vielfalt ist. Dafür braucht es klare Ziele und den Willen, Diversität als echten Wettbewerbsfaktor zu begreifen – um Talente zu gewinnen und das Potenzial erfahrener Führungskräfte zu nutzen."

KPMG-Analyse zeigt Quoten-Rückbau

Die KPMG-Erhebung offenbart mangelnde strukturelle Verankerung von Gleichstellung: Nur 36 Prozent der befragten Häuser implementierten Equal-Pay-Policies, weniger als die Hälfte (45 Prozent) definierte messbare Gender-Diversity-Ziele. Besonders alarmierend aus KPMG-Sicht: Die Quoten-Nutzung kollabierte von 36 Prozent (2020) auf 27 Prozent (2022/2024) – ein Rückgang um ein Viertel innerhalb von vier Jahren. KPMG identifiziert auch die demografische Dimension als Problemfeld: Nur 30,4 Prozent der weiblichen Beschäftigten sind zwischen 50 und 67 Jahre alt. Gezielte Programme für diese erfahrungsreiche Kohorte existieren laut KPMG-Daten kaum, obwohl sie erhebliches Potenzial für Mentoring und spezialisierte Mandate böte.

KPMG beobachtet funktionale Verschiebungen

Die KPMG-Langzeitanalyse dokumentiert Verschiebungen in der funktionalen Verteilung: Frauen in Personal-Funktionen sanken von 91 Prozent (2015) auf 68 Prozent (2024), in Marketing von 75 auf 55 Prozent. Parallel expandierte der Frauenanteil im Portfoliomanagement von 19 auf 32 Prozent. Doch KPMG konstatiert: Die vertikale Mobilität bleibt blockiert. Beförderungsraten mögen geschlechtsneutral sein, aber der Transfer in obere Führungsebenen gelingt Frauen signifikant seltener. Die KPMG-Arbeitsmodell-Analyse zeigt: 33 Prozent der Frauen, aber nur sechs Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit. In Führungspositionen liegt die weibliche Teilzeitquote bei 60 Prozent – ein Indikator für strukturelle Barrieren. Anne Connelly, Geschäftsführerin Fondsfrauen GmbH und KPMG-Studienpartnerin, resümiert: Gender Diversity genieße zwar rhetorisch hohen Stellenwert, doch konkrete Maßnahmen-Intensivierung bleibe aus.