KPMG: Drei Viertel der Unternehmen sehen ESG als Profitabilitätshebel

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November 11, 2025
11.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Studie dokumentiert Paradigmenwechsel von Pflichterfüllung zu Geschäftsmodell-Transformation – Datenqualität und Regulierungs-Navigation als kritische Engpässe identifiziert.

Vom Reporting-Zwang zur Ertragsstrategie

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG diagnostiziert in ihrer aktuellen Erhebung "Nachhaltigkeit als Werttreiber" einen fundamentalen Bewusstseinswandel: ESG-Themen migrieren aus der Compliance-Abteilung in die strategische Unternehmensführung. Kernbefund: Drei Viertel der befragten Organisationen etablieren bereits direkte Verbindungen zwischen Nachhaltigkeitsaktivitäten und Finanzkennzahlen. Parallel expandieren die Budgets für entsprechende Initiativen – während gleichzeitig der Rechtfertigungsdruck für diese Ausgaben zunimmt. Dr. Thimo Stoll, der bei KPMG für ESG Strategy & Value Creation verantwortlich zeichnet, prognostiziert eine Marktspaltung: "In den kommenden Jahren wird sich deutlich zeigen, wer Nachhaltigkeit nutzt, um sein Geschäftsmodell neu zu denken, und wer sie nur als weiteres tick-the-box betrachtet. Erstere werden nicht nur Erwartungen erfüllen – sie werden die Märkte der Zukunft definieren."

Messlücken bremsen Transformation

Trotz wachsender strategischer Relevanz offenbart die KPMG-Analyse strukturelle Defizite: Viele Unternehmen scheitern daran, die ökonomischen Effekte ihrer Nachhaltigkeitsprogramme quantitativ zu erfassen und in Steuerungssysteme zu integrieren. Die Haupthindernisse: Lückenhafte Datengrundlagen und fehlende Management-Instrumente zur Wertmessung. Investoren fordern zunehmend belastbare Nachweise für die Wertschöpfung aus ESG-Investitionen, während gleichzeitig operative Margen unter Druck geraten.

Vier Interventionsbereiche für CFOs und Nachhaltigkeitsverantwortliche

KPMG extrahiert aus den Studienergebnissen vier Handlungsfelder für Entscheider:

Erstens: Entwicklung von Geschäftsmodell-Innovationen mit ESG-Kernkomponenten statt isolierter Nachhaltigkeitsprojekte. Zweitens: Dokumentation konkreter Wertschöpfungs-Beispiele durch Best-Practice-Analyse. Drittens: Aufbau regulatorischer Navigationskompetenz für aktuelle und kommende Vorschriften. Viertens: Implementation von Messmethoden und Reporting-Tools, die den finanziellen Beitrag von Nachhaltigkeitsmaßnahmen transparent machen.

Die zentrale These: Organisationen, die ESG als strategischen Hebel statt als administrativen Aufwand begreifen, generieren Wettbewerbsvorteile. Die nächsten Jahre fungieren als Selektionsmechanismus zwischen proaktiven Gestaltern und reaktiven Pflichterfüllern.