EY-Studie: Deutschlands Immobilienrenten-Vakuum

blog main image
November 3, 2025
03.11.2025
3 Minuten Lesezeit

Während globale Equity Release-Märkte laut aktueller EY-Analyse bis 2035 auf 55 Milliarden Dollar wachsen, blockieren hierzulande regulatorische Barrieren ein Milliardengeschäft.

Internationale Märkte verzeichnen Dreifach-Wachstum

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY veröffentlichte im Mai 2025 ihre „2024/25 Global Equity Release Survey" mit bemerkenswerten Erkenntnissen: Produkte zur Kapitalmobilisierung aus Wohnimmobilien entwickeln sich weltweit zum Standard-Instrument der Altersfinanzierung. Das jährliche Transaktionsvolumen soll von derzeit 16 Milliarden auf über 55 Milliarden US-Dollar bis 2035 expandieren – eine Steigerung um mehr als 240 Prozent. Als Haupttreiber identifiziert die EY-Studie demografische Faktoren wie verlängerte Lebenserwartung, gestiegene Immobilienwerte sowie die Präferenz älterer Eigentümer für das Verbleiben im gewohnten Umfeld bei gleichzeitiger Liquiditätsgenerierung. Etablierte Märkte wie die USA nutzen staatlich abgesicherte Reverse Mortgages über die Federal Housing Administration, während Großbritannien auf hybride Modelle aus staatlicher Förderung und intensiver Verbraucheraufklärung setzt.

Gesetzliche Grundlage ohne praktische Relevanz

Deutschland verfügt seit 2016 mit § 491 BGB über die rechtliche Basis für Immobilienverzehrkredite, doch die Marktdurchdringung bleibt marginal. Die WIR WohnImmobilienRente GmbH führt dies auf prohibitive regulatorische Anforderungen zurück, die Finanzinstitute von Markteintritten abhalten. „Die staatlichen und aufsichtsbehördlichen Regulierungen sind enorm und schrauben die Kosten in die Höhe. Das schreckt Banken und Investoren ab", erklärt Dr. Georg F. Doll, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage sei eklatant: „Wir erleben eine enorme Nachfrage. Viele ältere Eigentümer möchten ihre Immobilie behalten und gleichzeitig mehr finanziellen Spielraum gewinnen. Doch teilweise können wir keine passenden Angebote machen", so Doll. Banken fokussierten sich weiterhin auf das lukrativere Vermögensaufbau-Geschäft statt auf Vermögensverwertung.

Sozialpolitisches Potenzial bleibt ungenutzt

Die WIR WohnImmobilienRente GmbH argumentiert, dass Eigenheimverrentung weit über ein Finanzprodukt hinausgeht. „Es geht nicht nur um etwas Zusatzeinkommen für Eigentümer, sondern um eine Antwort auf die wachsende finanzielle Unsicherheit im Alter", betont Doll. Das Instrument könne Millionen Bürgern Zugang zu gebundenem Vermögen verschaffen, Altersarmut präventiv begegnen und Pflege- sowie Rentendefizite kompensieren – ohne zusätzliche Staatsausgaben. Die fehlende politische Aufmerksamkeit verhindere die Erschließung dieses Potenzials. „Solange sich daran nichts ändert, bleibt die Immobilienrente ein Nischenmarkt – und älteren Menschen dieses zusätzliche Einkommen weitestgehend versagt", resümiert Doll. Eine regulatorische Reform könnte Deutschland an internationale Standards heranführen und einen substantiellen Beitrag zur Bewältigung demografischer Herausforderungen leisten.