Webasto finalisiert Restrukturierungsfinanzierung bis 2028

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October 23, 2025
23.10.2025
3 Minuten Lesezeit

Kreditkonsortium verlängert 1,2-Milliarden-Linien und gewährt 200-Millionen-Fresh-Money – Treuhänderlösung für Eigentümerfamilien, 300 weitere Stellenstreichungen, Profitabilität ab 2027 angestrebt.

Durchbruch nach langem Ringen

Endlich kann Webasto durchatmen. Nach Monaten zäher Verhandlungen verkündete CEO Jörg Buchheim den Durchbruch: Die bestehenden Kreditlinien über 1,2 Milliarden Euro laufen nun bis Ende 2028 weiter. Dazu kommt frisches Geld – 200 Millionen Euro, ebenfalls mit Laufzeit bis 2028. Der Automobilzulieferer hat damit Zeit für seine Sanierung gewonnen.

Besonders interessant: Die Eigentümerfamilien Mey und Baier haben ihre Anteile an Treuhänder übertragen. Christoph Morgen und Jan Markus Plather von Brinkmann und Partner übernehmen die rechtliche Kontrolle, während die Familien wirtschaftlich beteiligt bleiben. Nach 2028 können sie ihre Anteile zurückkaufen – oder es steigt ein neuer Eigentümer ein. Alle Optionen bleiben offen.

CRO Johann Stohner zeigt sich erleichtert: "Eine vollumfänglich konsensuale Lösung mit 100 Prozent Unterstützung aller Stakeholder." Das war alles andere als selbstverständlich. Am Verhandlungstisch saßen acht internationale Banken, Schuldscheininhaber mit rund 100 Millionen Euro Forderungen und die Automobilhersteller als Kunden. Letztere steuerten Zugeständnisse im mittleren dreistelligen Millionenbereich bei – etwa beim Inflationsausgleich.

Warum dauerte es so lange? Stohner erklärt: Die Finanzierungsstruktur war komplex, alle Gläubiger mussten dem IDW-S6-Gutachten von PwC zustimmen, und parallel liefen schwierige Gespräche mit den Automobilherstellern. Die Banken pochten zudem auf harte Covenants – konkret eine Mindestliquiditätsquote.

Wie Webasto in die Krise rutschte

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 2024 sank der Umsatz um 300 Millionen auf 4,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Verlust von 200 Millionen Euro. Buchheim erklärt die Hintergründe: "2016 hat das damalige Management beschlossen, Webasto langfristig breiter aufzustellen und zusätzlich auf den Batterie-Bereich sowie den Charging-Bereich zu konzentrieren. Doch nachdem in beide Bereiche investiert wurde, kam es durch die Corona-Pandemie zu Einbrüchen im Geschäft und die Transformation in Richtung Elektromobilität verzögerte sich." Der Cashflow rutschte ins Minus. Hinzu kam der allgemeine Abschwung in der Automobilbranche, der alle Zulieferer trifft.

Die Reaktion: Weitere 300 Stellen fallen an den deutschen Standorten Stockdorf und Gilching weg – vor allem Führungspositionen in der Verwaltung. Das Ziel: schlankere Organisation, schnellere Entscheidungen. Insgesamt hat Webasto bereits 1.300 Stellen 2024 abgebaut, im April kamen weitere 650 hinzu. Ende 2024 arbeiteten weltweit noch 15.300 Menschen für das Unternehmen. Gespart wird auch beim Working Capital, das operative Modell wird angepasst, und Webasto konzentriert sich stärker auf regionale Märkte – "local für local" heißt das im Jargon. Der Hauptsitz Stockdorf bleibt als Zentrale erhalten.

Der steinige Weg zurück in die Gewinnzone

Die Verschuldung ist aktuell mit 3,8x Ebitda zu hoch. Bis zum Restrukturierungsende soll der Leverage auf 2,6x sinken. Der Fahrplan dorthin: 2025 wird noch verlustreich, 2026 soll die "rote Null" erreicht werden, und ab 2027 hofft Webasto auf schwarze Zahlen. Allein durch den Personalabbau sollen 150 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.

Immerhin: Die bisherigen Restrukturierungsergebnisse stimmen optimistisch. "Die Zahlen sind besser als im Plan", heißt es aus der Führungsetage. Im ersten Halbjahr 2025 kamen Aufträge über 2,4 Milliarden Euro herein. Falls es doch schlechter läuft als erhofft, hat Webasto Notfallpläne in der Schublade. Die 200-Millionen-Kreditlinie dient als Puffer. Notfalls könnten auch eigene Immobilien verkauft werden, um zusätzliche Liquidität zu schaffen.

Strategisch bleiben alle Türen offen. Im Batteriegeschäft sucht Webasto weiter nach Partnern – strategischen oder finanziellen. "Wir glauben auch künftig an das Batteriegeschäft", betont Buchheim. Das Kerngeschäft mit Dachsystemen soll ausgebaut werden, beim Thermo-Geschäft konzentriert man sich auf die umsatzstarken Standorte. Webasto hat nun bis Ende 2028 Zeit, um zu beweisen, dass die Sanierung gelingt. Die Finanzierung steht – jetzt muss das operative Geschäft liefern.

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