"Pulse of Private Equity Q3 2025" zeigt Deal-Rückgang bei gleichzeitig steigenden Bewertungen – Deutschland mit 15,2 Milliarden Dollar stabil, Europa wartet auf IPO-Fenster, Indien floriert.
KPMG International identifiziert in der aktuellen "Pulse of Private Equity"-Studie eine paradoxe Marktsituation: Das globale PE-Investitionsvolumen summierte sich in den ersten drei Quartalen 2025 auf 1,5 Billionen Dollar – bei gleichzeitig sinkenden Transaktionszahlen von 5.070 auf 4.062 Deals im Jahresvergleich. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erklärt das Phänomen: Für hochwertige Unternehmen zahlen Investoren weiterhin Premium-Bewertungen, während mittelmäßige Assets kaum Käufer finden. Das begrenzte Angebot erstklassiger Targets verschärft den Wettbewerb zusätzlich. Die USA erreichten laut KPMG-Daten mit 300,2 Milliarden Dollar das höchste Quartalsinvestitionsvolumen seit 14 Quartalen. Die EMA-Region (Europa, Naher Osten, Afrika) platzierte sich mit 178,3 Milliarden Dollar im dritten Quartal auf Rang zwei.
Deutschland trug im dritten Quartal 15,2 Milliarden Dollar bei 138 Deals zum EMA-Volumen bei. Die Region erreichte kumuliert in Q1 bis Q3 bereits 474,2 Milliarden Dollar – nahe am gesamten 2024-Volumen von 647 Milliarden. Die Transaktionszahl sank jedoch auf 1.736 – den niedrigsten Stand seit knapp fünf Jahren. Tilman Ost, EMA Head of Private Equity und Global PE Advisory Leader bei KPMG, sieht trotzdem wachsende Zuversicht: "Die Finanzierungskonditionen verbessern sich, das Large-Cap-Segment erholt sich, und Investoren fokussieren zunehmend auf die Wachstumsfelder Infrastruktur, Energie und Verteidigung." KPMG beobachtet zudem eine veränderte PE-Wahrnehmung: Finanzinvestoren etablieren sich als Transformationspartner bei Carve-outs und in familiengeführten Unternehmen – gerade in einem Umfeld strukturellen Wandels.
KPMG dokumentiert schwache Exit-Aktivität: Weltweit belief sich der Exit-Wert Ende Q3 auf 832 Milliarden Dollar bei 2.155 Transaktionen – der niedrigste Stand seit über zehn Jahren. In der EMA-Region lagen die Exits bei 220 Milliarden Dollar und 936 Deals, deutlich unter den 340,5 Milliarden Dollar des Gesamtjahres 2024. "Die Exit-Aktivität bleibt in Europa verhalten", erklärt Ost. "Viele Augen richten sich nun auf den IPO-Markt. Wann sich dort das Fenster wieder öffnet, wird entscheidend sein." Exits erfolgen derzeit primär an strategische Corporate-Käufer, größere Börsengänge fehlen. Zwei deutsche Deals schafften es in die Top-10-EMA-Transaktionen: Der Kelvion-Mehrheitsverkauf (Platz acht) und der geplante ContiTech-OESL-Verkauf von Continental an Regent (Platz neun).
Während Europa auf größere IPOs wartet, entwickelt sich Indien laut KPMG zum regionalen Ausnahme-Markt. Stabile Makroökonomie, wachsendes Investitionsvolumen und ein funktionierendes Kapitalmarkt-Umfeld schaffen ideale Bedingungen für Exit-Strategien via Börse. KPMG registriert zunehmende PE-Aktivität rund um indische Portfolio-Listings – vor allem bei Unternehmen mit klarem Fokus auf den heimischen Markt. Die Kombination aus hohen Sektor-Bewertungen und robuster Aktienmarkt-Performance macht Börsengänge zur bevorzugten Exit-Route. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sieht diesen Trend als nachhaltig: Indien dürfte 2026 zu den attraktivsten PE-Zielmärkten weltweit gehören, während europäische Investoren weiter auf die Rückkehr ihres IPO-Fensters hoffen.





