KPMG diagnostiziert Qualitäts-Asset-Paradox im PE-Markt

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November 6, 2025
06.11.2025
3 Minuten Lesezeit

"Pulse of Private Equity Q3 2025" zeigt Deal-Rückgang bei gleichzeitig steigenden Bewertungen – Deutschland mit 15,2 Milliarden Dollar stabil, Europa wartet auf IPO-Fenster, Indien floriert.

Premium-Bewertungen trotz Transaktionsrückgang

KPMG International identifiziert in der aktuellen "Pulse of Private Equity"-Studie eine paradoxe Marktsituation: Das globale PE-Investitionsvolumen summierte sich in den ersten drei Quartalen 2025 auf 1,5 Billionen Dollar – bei gleichzeitig sinkenden Transaktionszahlen von 5.070 auf 4.062 Deals im Jahresvergleich. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erklärt das Phänomen: Für hochwertige Unternehmen zahlen Investoren weiterhin Premium-Bewertungen, während mittelmäßige Assets kaum Käufer finden. Das begrenzte Angebot erstklassiger Targets verschärft den Wettbewerb zusätzlich. Die USA erreichten laut KPMG-Daten mit 300,2 Milliarden Dollar das höchste Quartalsinvestitionsvolumen seit 14 Quartalen. Die EMA-Region (Europa, Naher Osten, Afrika) platzierte sich mit 178,3 Milliarden Dollar im dritten Quartal auf Rang zwei.

Deutschland mit stabiler, aber selektiver Aktivität

Deutschland trug im dritten Quartal 15,2 Milliarden Dollar bei 138 Deals zum EMA-Volumen bei. Die Region erreichte kumuliert in Q1 bis Q3 bereits 474,2 Milliarden Dollar – nahe am gesamten 2024-Volumen von 647 Milliarden. Die Transaktionszahl sank jedoch auf 1.736 – den niedrigsten Stand seit knapp fünf Jahren. Tilman Ost, EMA Head of Private Equity und Global PE Advisory Leader bei KPMG, sieht trotzdem wachsende Zuversicht: "Die Finanzierungskonditionen verbessern sich, das Large-Cap-Segment erholt sich, und Investoren fokussieren zunehmend auf die Wachstumsfelder Infrastruktur, Energie und Verteidigung." KPMG beobachtet zudem eine veränderte PE-Wahrnehmung: Finanzinvestoren etablieren sich als Transformationspartner bei Carve-outs und in familiengeführten Unternehmen – gerade in einem Umfeld strukturellen Wandels.

Exit-Markt schwächelt, IPO-Fenster bleibt zu

KPMG dokumentiert schwache Exit-Aktivität: Weltweit belief sich der Exit-Wert Ende Q3 auf 832 Milliarden Dollar bei 2.155 Transaktionen – der niedrigste Stand seit über zehn Jahren. In der EMA-Region lagen die Exits bei 220 Milliarden Dollar und 936 Deals, deutlich unter den 340,5 Milliarden Dollar des Gesamtjahres 2024. "Die Exit-Aktivität bleibt in Europa verhalten", erklärt Ost. "Viele Augen richten sich nun auf den IPO-Markt. Wann sich dort das Fenster wieder öffnet, wird entscheidend sein." Exits erfolgen derzeit primär an strategische Corporate-Käufer, größere Börsengänge fehlen. Zwei deutsche Deals schafften es in die Top-10-EMA-Transaktionen: Der Kelvion-Mehrheitsverkauf (Platz acht) und der geplante ContiTech-OESL-Verkauf von Continental an Regent (Platz neun).

Indien mit aktivem Börsengang-Markt

Während Europa auf größere IPOs wartet, entwickelt sich Indien laut KPMG zum regionalen Ausnahme-Markt. Stabile Makroökonomie, wachsendes Investitionsvolumen und ein funktionierendes Kapitalmarkt-Umfeld schaffen ideale Bedingungen für Exit-Strategien via Börse. KPMG registriert zunehmende PE-Aktivität rund um indische Portfolio-Listings – vor allem bei Unternehmen mit klarem Fokus auf den heimischen Markt. Die Kombination aus hohen Sektor-Bewertungen und robuster Aktienmarkt-Performance macht Börsengänge zur bevorzugten Exit-Route. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sieht diesen Trend als nachhaltig: Indien dürfte 2026 zu den attraktivsten PE-Zielmärkten weltweit gehören, während europäische Investoren weiter auf die Rückkehr ihres IPO-Fensters hoffen.