Zumera: Vom Expansionskurs zur Konsolidierung

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October 13, 2025
13.10.2025
3 Minuten Lesezeit

Die Berliner M&A-Boutique schließt ihr Paris-Büro, verkleinert sich und fokussiert auf PropTech, Energy und Health – CEO Felix Engelhardt spricht von strategischer Neuausrichtung statt Krise.

Geschlossenes Paris-Büro und COO-Abgang signalisieren Wandel

Die im Februar 2023 als Saxenhammer-Ausgründung gestartete M&A-Beratung Zumera vollzieht einen radikalen Strategieschwenk. COO Marian Gerster schied im August laut Unternehmensregister aus der Geschäftsführung aus. Zukünftig konzentriert er sich auf längerfristige strategische Projekte, etwa die Begleitung eines Biotech-Unternehmens bei Fundraising und Marktpositionierung. FINANCE-Recherchen zufolge wurde das erst kürzlich eröffnete Pariser Büro bereits geschlossen. In Berlin wechselte die Beratung von großräumigen in kleinere Räumlichkeiten. Seit Wochen ist die Webseite nicht erreichbar – ungewöhnlich für ein Unternehmen, das mit Digitalexpertise warb. Marktbeobachter berichten von auffallend hoher Fluktuation, Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten kursieren. Die ursprünglich über 30 Mitarbeiter starke Mannschaft ist deutlich geschrumpft.

CEO verteidigt Kurs als bewusste Fokussierung

CEO und Gründer Felix Engelhardt kontert Krisengerüchte mit Verweis auf bewusste Portfoliobereinigung. Man ziehe sich gezielt aus bestimmten Geschäftsfeldern zurück und konzentriere Ressourcen auf technologiegetriebene Sektoren wie Energie/PropTech und Consumer Health. Temporäre Anpassungen seien erforderlich, doch Mandatsvolumen und Partnerinvestitionen zeigten wirtschaftliche Stabilität. Die Umstrukturierung bedeute Abschied von Bereichen ohne erwartete Dynamik. „Das zweite Halbjahr 2025 wird das mit Abstand profitabelste Halbjahr der Firmengeschichte", betont Engelhardt. Zum Paris-Rückzug erklärt er: „Der Rückzug aus Paris und die Anpassung in Berlin sind Teil unserer neuen geografischen Logik: Wir bündeln Kompetenzen in den Kernmärkten DACH und arbeiten ansonsten mit Partnernetzwerken." Zur Website: „Im Zuge unserer Neuausrichtung haben wir die Gelegenheit genutzt, Technologie zu integrieren."

Vom Beratungshaus zur Investment-Plattform

Die Geschäftsstrategie habe eine Evolution durchlaufen, erklärt Engelhardt: Statt umfassender Beratungsdienste entstehe nun ein Dachkonstrukt, das spezialisierten Sektorteams sowohl technologiebasierte M&A-Infrastruktur als auch Möglichkeiten für gemeinsame Investments in selektierte Beteiligungen biete. Die Transformation ziele auf eine Plattform, die fachliche Branchenexpertise mit Kapitalbereitstellung kombiniere – vergleichbar einem exklusiven Partnernetzwerk. Dieser Aufbau ermögliche schlankere operative Prozesse und Fokussierung auf Märkte mit höchstem Bedarf an technologischer und transaktionsbezogener Kompetenz.

Die Fokussierung bedeute weniger Mitarbeiter, aber höhere Qualität. „Wir haben erkannt, dass Größe allein nicht entscheidend ist." Die Führung wurde neu aufgestellt – mit Investment Committee für operative Dealkontrolle und Equity Committee für Beteiligungsentscheidungen. „Darüber hinaus haben wir diverse KI-Applikationen entwickelt, die unseren Qualitätsanspruch untermauern, Technologieführer im M&A zu sein. Diese Infrastruktur bildet das Fundament, um in den kommenden Jahren auch wieder zu wachsen."

Ambitionierter Start trifft auf schwieriges Marktumfeld

Zumera trat 2023 mit dem Anspruch an, eine „neue Ära des M&A" einzuläuten. Das Konzept: Saxenhammer mit Digitalexpertise unterstützen und parallel eigene Transaktionen begleiten. Die Veränderungen fügen sich in aktuelle Marktdynamiken ein. Der M&A-Berater-Markt steht unter Konsolidierungsdruck, während die Zahl spezialisierter Boutiquen stark stieg und das Transaktionsvolumen stagniert.