WTS visiert Big-Four-Angriff mit EQT-Kapital an

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October 16, 2025
17.10.2025
3 Minuten Lesezeit

Nach schwächstem Wachstum seit Jahren setzen WTS und Scholz auf Buy-and-Build-Strategie – Milliarden-Umsatzziel in fünf Jahren.

Europäischer Champion als Mittelfristziel

Jürgen Scholz, Vorstand bei WTS Deutschland und Chairman von WTS Global: „Wir wollen in den kommenden Jahren einen europäischen Steuerberatungs-Champion mit globaler Reichweite aufbauen." Die EQT-Partnerschaft, die am 1. Juli startete, soll dies ermöglichen. Zukäufe werden sich „die nächsten drei bis fünf Jahre vollumfänglich bemerkbar machen". „Für unsere ‚Buy and Build'-Strategie brauchen wir gute Köpfe in den Ländern und wollen auch Digitalisierungslösungen in Märkte transportieren, die noch nicht so weit sind." Fritz Esterer, CEO: „Wir werden gemeinsam mit unseren aktuellen WTS Global Mitgliedern eine Gruppe in Europa bauen, die gesellschaftsrechtlich verknüpft ist und unter einer einheitlichen Marke auftritt."

Verlangsamtes Wachstum auf 254 Millionen Euro

Nach Zuwachsraten von 12,1 Prozent (2022/2023) und 7 Prozent (2023/2024) legte WTS im Geschäftsjahr zum 30. Juni nur um 5 Prozent zu und erreichte 254 Millionen Euro Umsatz. Esterer: „Wir sind stolz, passend zu unserem 25-jährigen Jubiläum die Umsatzmarke von einer Viertelmilliarde Euro deutlich überschritten zu haben." Die Steuerberatung wuchs um 7 Prozent, besonders High-End-Beratungsfelder wie Tax und Technology entwickelten sich dynamisch. Stark nachgefragt waren Pillar II, Tax-Reporting-Lösungen und Indirekte Steuern.

Mandanten begrüßen Private-Equity-Einstieg

Scholz berichtet von durchweg positiver Mandantenreaktion: „Unsere Mandanten sind relativ groß und international, die haben wenig Berührungsängste mit Private Equity. Sie würden den Berater wechseln, wenn die Qualität nachlässt – nicht, wenn sich die Eigentumsverhältnisse ändern."

Kritik an Fremdbesitzverbot-Verschärfung

Das BMF veröffentlichte im Sommer einen Gesetzesentwurf zur Verschärfung des Fremdbesitzverbots. Scholz kontert: „Der Berufsstand muss sich wandeln. Die Zahl der Steuerberater, die in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen, übersteigt massiv die derjenigen in Vorbereitungskursen. Künstliche Intelligenz und Investitionen in Digitalisierung sind zwingend notwendig. Dafür brauchen wir ein großes Investitionsvolumen." „Was man sicherstellen muss: Steuerberater müssen im operativen Geschäft unabhängig bleiben. Das haben wir sichergestellt. Das wird akzeptiert und anerkannt." Esterer warnt: „Wenn wir uns abschotten und Investitionen in digitale Lösungen verhindern, machen wir einen Riesenfehler." Die beiden Vorstände sind zuversichtlich, dass der Gesetzesentwurf nicht in seiner jetzigen Form umgesetzt wird.

Advisory-Neuausrichtung und KI-Erfolg

Nach personellem Aderlass fokussiert WTS Advisory auf Reporting & Regulatory, Digital Finance sowie Transaktionsberatung. „Die Neuausrichtung ist abgeschlossen. Es wird im Advisory in absehbarer Zeit zu nennenswerten Zugängen kommen", so Esterer. Die mit PSP entwickelte KI-Anwendung Plaiground erreichte Break Even. WTS gewann Teams von Baker McKenzie (Thomas Schänzle, Florian Gimmler) und Continental (Dennis Salomon).