Der Münchener Mittelständler mit 5,5-bis-7-Millionen-Umsatz wird Teil wachsender PE-Konsolidierungswelle – Fremdbesitzverbots-Reform im Bundestag könnte Transaktionsfenster schließen.
Die Private-Equity-Penetration im deutschen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsmarkt setzt sich fort: Aurelius akquirierte die Münchener WZT-Gesellschaft, wie der Finanzinvestor auf seiner Website kommunizierte. Weder Kaufpreis noch strategische Stoßrichtung wurden offengelegt. Beide Transaktionsparteien verweigerten FINANCE gegenüber Stellungnahmen. WZT repräsentiert eine regional diversifizierte Präsenz mit Headquarter München sowie Dependancen in Berlin, Leipzig, Saarbrücken und Rosenheim. Gründer und Geschäftsführer Jürgen Zingraf etablierte die Gesellschaft 2004 ursprünglich unter dem Firmennamen Welzzingraf Treuhand GmbH Steuerberatungsgesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Ökonomisch bewegt sich WZT im unteren Mittelstandssegment: Der 2023er-Jahresüberschuss erreichte 735.000 Euro nach 484.000 Euro in 2022. Lünendonk & Hossenfelder taxiert Umsatzerlöse auf 5,5 bis 7 Millionen Euro.
Die Transaktion reiht sich in rapide Beschleunigung der PE-Aktivität im Professional-Services-Sektor ein. Grant Thornton – Rang 10 im deutschen Markt – verkündete jüngst Cinven-Partnerschaft. Präzedenzfälle umfassen Ufenau Capital bei PKS WMF, EQT bei WTS sowie Waterland bei Intaria. Baker Tilly Deutschland soll laut FINANCE-Informationen im Sommer Rothschild & Co für Investorenansprache mandatiert haben. Die gegenseitige Attraktivität erklärt sich durch komplementäre Interessen: Gesellschaften suchen Digitalisierungs- und KI-Transformationskapital, Finanzinvestoren reizt das rezessionsresistente, planbare Cashflow-Profil von Prüfungs- und Beratungsmandaten.
Die Dynamik provoziert jedoch Kontroversen. Kritiker warnen vor Unabhängigkeitserosion und qualitätsmindernder Renditemaximierung. Das existierende Fremdbesitzverbot sollte externe Kapitalbeteiligungen eigentlich unterbinden, wird jedoch via EU-jurisdiktionale Vehikel in Luxemburg oder Belgien systematisch umgangen. Das Bundesfinanzministerium präsentierte im Sommer Gesetzesinitiative zur Schlupflochschließung. Jedoch bezweifeln Rechtsexperten EU-rechtliche Konformität. Die fortgesetzten Cinven- und Aurelius-Deals signalisieren Marktskepsis bezüglich regulatorischer Durchsetzbarkeit. Der parlamentarische Prozess läuft: Nach Erstlesung erfolgte Überweisung in Fachausschüsse. Zweit- und Drittlesung sowie finale Abstimmung stehen aus. Bis dahin nutzen Finanzinvestoren offenbar das regulatorische Interregnum für beschleunigte Marktpenetration.




