Bafin greift nach 3,4 Milliarden Verlusten bei Turbo-Zertifikaten durch

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October 15, 2025
16.10.2025
2 Minuten Lesezeit

Ab Mitte 2026 gelten striktere Vertriebsregeln für gehebelte Derivate – drei Viertel der Privatanleger erlitten durchschnittlich 6.358 Euro Verluste.

Fünfjährige Studie zeigt dramatische Verlustbilanz

Die Finanzaufsicht hat alarmierende Zahlen veröffentlicht: Eine fünfjährige Untersuchung zeigt, dass fast drei Viertel aller deutschen Privatanleger beim Handel mit Turbo-Zertifikaten Geld verloren haben. Pro Person summierte sich der durchschnittliche Verlust auf 6.358 Euro, insgesamt gingen über 3,4 Milliarden Euro verloren. Die Bafin reagiert nun mit einer Produktintervention, die ab Mitte Juni 2026 in Kraft tritt. Vertrieb, Marketing und Verkauf dieser Wertpapiere werden deutlich reglementiert.

Dreistufiger Anlegerschutz ab 2026

Künftig müssen Anbieter Kunden vor dem Kauf standardmäßig über die erheblichen Verlustrisiken informieren. Zusätzlich wird eine Wissensabfrage eingeführt, die sicherstellen soll, dass Privatanleger die notwendigen Kenntnisse für den Handel besitzen. Anreize wie Neukundenboni oder reduzierte Gebühren sind bei diesen Produkten künftig verboten.

Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor für Wertpapieraufsicht und Asset-Management bei der Bafin, erklärt: „Mit dieser Maßnahme stellen wir sicher, dass Kleinanleger sich über die besonderen Risiken von Turbo-Zertifikaten im Klaren sind, bevor sie investieren. Turbo-Zertifikate können erhebliche Verluste verursachen – umso wichtiger ist es, Transparenz herzustellen und das Risikobewusstsein der Anleger zu schärfen."

Hebel verstärkt Gewinne und Verluste gleichermaßen

Turbo-Zertifikate gehören zu den strukturierten Wertpapieren und sind an Basiswerte wie Aktien oder Rohstoffe gekoppelt. Über einen Hebelmechanismus verstärken sie Kursbewegungen – sowohl nach oben als auch nach unten. Während überproportionale Gewinne möglich sind, drohen im gleichen Maß hohe Verluste bis hin zum Totalausfall.

Implementierung nach Branchenkonsultation verzögert

Bereits im Frühjahr signalisierte die Aufsichtsbehörde Handlungsbedarf, entschied sich jedoch gegen komplettes Vermarktungsverbot. Das anschließende Konsultationsverfahren führte zu längerer Adaptionsperiode für Kreditinstitute. Laut Pötzsch distribuieren rund zwei Dutzend Emittenten – mehrheitlich Auslandstöchter – diese Derivate am deutschen Markt.