Die Abschlussprüferaufsichtsstelle untersucht KPMG im Zusammenhang mit dem Düsseldorfer Verpackungshersteller Gerresheimer. Parallel läuft bereits eine Bafin-Kontrolle zu strittigen Umsatzbuchungen.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bestätigte ein berufsaufsichtliches Verfahren der Apas. Die Behörde will klären, ob bei der testierenden Gesellschaft professionelle Standards eingehalten wurden. KPMG hatte den Konzernabschluss von Gerresheimer geprüft. Zeitgleich untersucht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht seit Mitte September mögliche Verstöße gegen Rechnungslegungsnormen. Konkret geht es um die zeitliche Zuordnung von Erlösen bei Geschäften, wo Fakturierung und Lieferung zeitlich auseinanderfallen.
Der kontroverse Betrag bewegt sich im niedrigen zweistelligen Millionenbereich - etwa ein bis zwei Prozent vom Gesamtumsatz von gut zwei Milliarden Euro. Unklar ist, ob bestimmte Transaktionen dem abgelaufenen oder kommenden Geschäftsjahr zuzuordnen sind.
Der betroffene Konzern Gerresheimer erlebt dramatische Entwicklungen. Innerhalb von zwei Jahren brach der Börsenwert um mehr als siebzig Prozent ein. Gescheiterte Verkaufsverhandlungen mit Finanzinvestoren führten zum Einstieg von Active Ownership Capital. Der aktivistische Investor forderte umfassende Reformen. Bernd Metzner, der das Finanzressort lange führte, schied aus. Wolf Uwe Lehmann übernahm Anfang September dessen Position. AOC baute seine Beteiligung kontinuierlich aus und hält mittlerweile den größten Anteil.
Der Vorgang zeigt Risiken bei Umsatzrealisierungsfragen, besonders wenn Vertragsgestaltungen von Standardfällen abweichen. Für Wirtschaftsprüfer unterstreicht das Verfahren die Notwendigkeit intensiver Dokumentation von Prüfungsurteilen bei komplexen Sachverhalten. Steuerberater sollten bei mandantenseitiger Beratung zu solchen Transaktionen die bilanzielle und steuerliche Behandlung sorgfältig abstimmen.