Mutares trennt sich vier Jahre vor Frist von Deloitte

Mutares schreibt Prüfmandat neu aus – Bafin-Untersuchung und Apas-Verfahren überschatten 2,8-Millionen-Auftrag.

Ungewöhnlicher Zeitpunkt für Neuausschreibung

Der Münchener Turnaround-Spezialist Mutares initiiert eine Prüfer-Neuausschreibung für das Geschäftsjahr 2026, obwohl Deloitte regulär bis 2031 mandatiert wäre. Die Big-Four-Gesellschaft prüft seit 2011, die zehnjährige Rotationspflicht für PIE-Unternehmen begann jedoch erst 2021 mit Mutares' Wechsel in den Prime Standard. Vorzeitige Prüferwechsel sind selten, da neue Abschlussprüfer Einarbeitungszeit benötigen und bei komplexen Mandaten Vorlauf für Unabhängigkeitserfordernisse einzuplanen ist.

Bilanzierungsstreit belastet Verhältnis

Die Beziehung zeigte Risse: Der 2024er-Abschluss erschien verspätet nach Kontroverse um Serneke-Sverige-Bilanzierung. Deloitte forderte Konsolidierung, Mutares verweigerte diese aufgrund angeblich fehlender Kontrolle über die insolvente Beteiligung. Der Investor setzte seine Position durch.

Aufsichtliche Untersuchungen laufen

Die Bafin untersucht den 2023er-Abschluss wegen möglicherweise fehlerhafter Forderungs-Restlaufzeitangaben und unvollständiger Lageberichtsprognosen. Die Apas hat ein berufsrechtliches Verfahren gegen Deloitte eingeleitet – Die Kernfrage: Hätte der Prüfer diese Aspekte identifizieren müssen? Mutares verweist gegenüber FINANCE auf Investorenwünsche nach „frühzeitiger Ausschreibung" aus „internen Bestrebungen nach einer möglichst effizienten Governance". Die Ausschreibung stehe „ausdrücklich nicht im Zusammenhang" mit der Bafin-Untersuchung. Das Mandat ist lukrativ: Deloitte fakturierte 2024 circa 2,8 Millionen Euro für Prüfungs- und Zusatzleistungen, nach 2 Millionen (2023), 2,3 Millionen (2022) und 3 Millionen Euro (2021).