48. Deutscher Steuerberatertag: Verbandschef lehnt Fremdbesitzverbots-Lockerung kategorisch ab und äußert Kritik an unrealistischen Gesetzgebungsfristen und uneingelösten Bürokratieabbau-Versprechen.
Torsten Lüth eröffnete den 48. Deutschen Steuerberatertag in Den Haag mit einer Kampfansage an Private-Equity-Befürworter. Die Unabhängigkeit des Berufsstands sei nicht verhandelbar. Der DStV-Präsident positionierte sich kompromisslos gegen Lockerung des Fremdbesitzverbots: "Unsere Verantwortung gilt dem Mandanten. Die für ihn beste steuerliche Lösung darf nicht von kurzfristigen Renditeerwartungen eines Investors diktiert werden."
Der Berufsstand könne technologische Umbrüche, Personalmangel und neue Klientelanforderungen auch ohne externe Kapitalgeber meistern. Lüth warnte eindringlich: Das Narrativ in digitalen Kanälen dürfe nicht suggerieren, die gesamte Branche sehne sich nach Finanzinvestoren. Der Verband stehe für andere Werte – Offenheit, Selbstbestimmung und kollektive Stärke. Sein Aufruf: Aktiv Position beziehen statt schweigend zusehen.
Seit einem halben Jahrhundert kämpfe der Verband für umsetzbare Rechtsnormen, so Lüth. Doch die politische Realität habe sich dramatisch verschlechtert. Stellungnahmefristen seien mittlerweile so knapp bemessen, dass fundierte fachliche Expertise kaum noch einfließen könne. Das Resultat: Normative Mängel, juristische Unschärfen und paradoxerweise noch mehr administrative Lasten. Seine Forderung an Berlin: Angemessene Zeitfenster für Verbandskonsultationen – andernfalls leide die Rechtsqualität massiv.
Die Bundesregierung habe zwar vollmundig Deregulierung versprochen, faktisch jedoch wenig geliefert. Währenddessen ersticke die Wirtschaft unter expandierenden Compliance-Anforderungen. Brüssel trage erhebliche Mitverantwortung, räumte Lüth ein. Doch auch Deutschland könne eigenständig handeln: Once-Only-Datenaustausch beschleunigen, Rentenbesteuerungsverfahren vereinfachen, Pauschalen ausweiten.
Der Verband engagiere sich intensiv auf EU-Ebene über die Dachorganisationen ETAF und EFAA, um Rechtsentwicklungen frühzeitig zu beeinflussen. Für Lüth sei europäische Integration selbstverständlich – aber nicht bedingungslos. Die Modalitäten müssten stimmen. Internationale Zusammenarbeit dürfe niemals die Kernidentität des Berufsstands kompromittieren.




